Bildung ist schon zu „normalen Zeiten“ ein schwieriges Thema in Uganda, denn Schulen kosten Geld, das viele Familien nicht aufbringen können. Durch den Corona Lockdown hat sich die Lage weiter zugespitzt. Im März 2020 wurden alle Bildungseinrichtungen geschlossen. Eine 6-wöchige Schulphase in 2021 mündete schnell in einem erneuten Lockdown, der in diesem Monat aufgehoben werden soll. Zusammengefasst bedeutet das: Fast 2 Jahre kein Kindergarten- oder Schulbesuch!

Der Langzeitlockdown ist dramatisch für die Bildung und für den Alltag der Kinder: In der Regel leben sie mit mehreren Personen in einem Raum; oft ohne Strom. Bastelmaterialen, Spielzeuge, Brettspiele oder andere Dinge, die motorische, soziale und kognitive Fähigkeiten fördern, sind nicht vorhanden und die Eltern verfügen selbst häufig nur über eine rudimentäre Schulbildung.

Seitens des Vereins haben wir mit vereinten Kräften Initiativen gestartet, um in allen Altersklassen Wissenslücken zu füllen, die Entwicklung der Motorik und der Persönlichkeit zu fördern und das Interesse und den Spaß am Lernen wiederzuerwecken.

Für das Homeschooling der Grundschüler veröffentlicht die Regierung Wochenaufgaben und Anleitungen in der Tageszeitung. Die Tageszeitungen haben wir finanziert und von unseren ugandischen Praktikanten verteilen lassen; teilweise sogar per Mopedtaxi zu entfernt wohnenden Familien. So konnten wir helfen, das Bildungsprogramm der Regierung umzusetzen, einen guten Kontakt zu den Kindern halten und uns fortlaufend ein Bild der aktuellen Familiensituation machen.

Bei den Kindergarten- und Grundschulkindern (3-12- Jahre) mussten wir leider deutliche Rückschritte und Verwahrlosungserscheinungen wahrnehmen. Deshalb haben wir von September bis November eine Bildungsinitiative mit den Teachers des Birungi Kindergartens und einem deutschen Volunteer gestartet.

In coronakonformen Kleingruppen wurde intensiv Lesen und Rechnen geübt. Auch Artwork, Bewegung und Singen kamen nicht zu kurz. Es war wunderbar zu beobachten, wie der Lerneifer erwachte, das Sozialverhalten sich verbesserte und bereits Erlerntes wieder aus dem “Coronaschlaf“ erweckt wurde. Schließlich waren es die Kinder selbst, die eine Weihnachtsfeier mit Krippenspiel vorschlugen. Diese fand zwar ohne externe Gäste statt, aber die Freude und der Stolz über ihre Auftritte vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war den Kindern an den strahlenden Gesichtern anzusehen.

Für die Jugendlichen konnten wir zwei sehr erfahrene Lehrer für den Privatunterricht engagieren. Die Teilnahme am schuleigenen Online-Unterricht hat der Verein via Smartphones ermöglicht. Auch mit dieser Initiative konnten wir nicht nur Wissenslücken schließen, sondern Struktur und Abwechslung in den sonst sehr eintönigen Alltag der Jugendlichen bringen. Für zusätzlichen Spaß sorgten die Spiel- und Bastelstunden und Schwimmbadbesuche, die unserer Vereinsvorsitzenden Anne Grothe eine sehr gute Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit jedem einzelnen Kind boten. Bei kleineren Sorgen und Nöten wurde umgehend Abhilfe geschaffen oder Trost gespendet.

Privatunterricht auf der Terrasse

Privatunterricht auf der Terrasse

In der Erwachsenenbildung wurde ebenfalls ein erfreulicher Erfolg erzielt. Die Ausbildungsinstitute eröffneten bereits wieder im November 2021 und so konnte Teacher Hope vom Birungi Kindergarten ihre Fortbildung zur diplomierten Kindergärtnerin mit Erfolg abschließen. Sie wird sich nun noch professioneller um die Entwicklung der Kleinkinder kümmern können.

Wir sind sehr zufrieden, dass wir sowohl aus der Ferne als auch vor Ort gemeinsam mit den Angestellten, Gästen und Praktikanten so viele Aktivitäten durchführen konnten. Die Freude über die vielen kleinen und größeren Erfolgserlebnisse und die fröhlichen Gesichter der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die uns vertrauen, lässt sich kaum in Worte fassen. Und definitiv motivieren uns diese persönlichen Kontakte und Erlebnisse, unsere Aufgaben auch in 2022 wieder mit viel Herzblut anzugehen!