Während unserer Zeit in Uganda lernten wir einen jungen Mann kennen, der uns durch sein Allgemeinwissen, seine Redegewandtheit und sein freundliches Auftreten sehr angenehm auffiel. Sein Name ist Bosco und er ist ein Freund unserer ugandischen Kontaktfamilie.
Zum Hintergrund dieses Menschen ist mir wichtig etwas über seine Lebensgeschichte zu erzählen. Seine Mutter war die erste Frau eines ugandischen Arztes und während sie schwanger war, lernte dieser Arzt eine andere Frau kennen und heiratete auch diese. In Uganda ist es bis heute möglich bis zu vier Frauen zu heiraten und diese Praxis wird tatsächlich auch im Jahr 2014 noch so gelebt, obwohl das Land christlich geprägt ist.
Leider sind die Erstgeborenen der ersten Frauen nicht wohlgelitten und Boscos Mutter hatte Angst, dass ihr Kind umgebracht würde. So gab sie ihn zu ihrer Schwester nach Kenia und so wurde er dort mit vielen anderen Geschwistern, die seine Cousins und Cousinen waren, groß. Er kehrte irgendwann zu seinen Wurzeln zurück und wäre auch gerne in die Fußstapfen des Vaters getreten und Arzt geworden. Aber dafür hatte niemand Geld übrig und so lernte er ein bisschen Friseurhandwerk bei einer Tante, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Als wir ihn kennenlernten, hatte Bosco einen klitzekleinen Laden und rasierte für einen Euro die Köpfe seiner Kunden. Sein Traum war es, zu einer Berufsschule zu gehen, das Handwerk von der Pike auf zu erlernen, einen theoretischen Hintergrund zu haben und in Zukunft am liebsten selbst auszubilden.
Wir als Verein haben das Alles möglich gemacht. Bosco hat eine zweijährige Ausbildung im Nile-Vocational-Institute in Jinja absolviert und ist nun Frisör, Kosmetiker und Masseur. Wir haben die Ausbildungskosten übernommen und am Wochenende hat er sich das Geld zum Lebensunterhalt verdient, indem er in seinem kleinen Laden gearbeitet hat. Sein Traum hat sich erfüllt: Er hat international gültige Papiere!
Sein Wettbewerbsvorteil ist nun, dass er nicht nur Köpfe rasieren kann, sondern auch Frisuren herstellen kann und sogar Haare von Weißen schneiden kann (denn Haare von Ugandern werden normalerweise nicht mit einer Schere geschnitten). Und sein lang gehegter Traum ist wahr geworden: er hat eine Halbtagsanstellung in seinem Institut gefunden und ist nun selbst Ausbilder.
Auch unser Ziel als Verein wurde somit erreicht: Bosco ist unabhängig von jeder Förderung.
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