In der Sozialstruktur Ugandas spielen sogenannte „Oma Häuser“ eine wichtige Rolle. Hier finden Kinder eine Heimat, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können oder wollen. Seit Jahren arbeiten wir mit einigen dieser Omas zusammen und laden sie regelmäßig ein, um ihren unermüdlichen Einsatz zu würdigen. Auch unser letztes Treffen schenkte den Omas wieder die verdiente Anerkennung und eine fröhliche Auszeit von ihrem oft harten Alltag.
„Jaja“ ist die traditionelle Bezeichnung einer Oma in Uganda, unabhängig davon, ob tatsächlich ein Verwandtschaftsverhältnis besteht. Jajas sind oft die einzige Anlaufstelle für alleinerziehende Mütter, die ohne finanzielle Unterstützung der Väter für den Lebensunterhalt sorgen müssen. Manche Frauen sind auch durch Krankheit und Armut so entkräftet, dass sie ihre Kinder temporär oder dauerhaft abgeben; vom Neugeborenen bis zum Teenager. Wo bereits ein Kind Unterschlupf gefunden hat, füllen sich die Hütten oder Häuschen schnell mit weiteren Kindern und werden so zum „Oma Haus“.
Kein „Hotel Mama“, aber ein sicheres Zuhause
Viele Kinder, die wir unterstützen, sind ganz oder teilweise in Oma Häusern aufgewachsen. Wenn sie Internate besuchen, kehren sie in den Ferien zu den Jajas zurück, weil sie sonst keine Bleibe haben. Mit einigen Omas pflegen wir langjährige Kontakte und wir wissen, dass die Kinder bei ihnen sicher aufgehoben sind.
Das Leben in Oma Häusern ist natürlich nicht vergleichbar mit einem komfortablen „Hotel Mama“, das viele Kinder und Jugendliche in Europa genießen. Insbesondere in den Ferien „stapeln“ sich die Kinder in kleinsten Räumen – ohne Rückzugsort oder Platz zum Spielen. Selbstverständlich müssen sie auch tatkräftig im Haushalt helfen, denn ohne elektrische Haushaltsgeräte ist immer reichlich Arbeit zu bewältigen. Als Ausgleich bieten wir kindgerechte Freizeitaktivitäten an, wie z. B. den Holiday Club, Besuche im Schwimmbad und unsere gut bestückte Bibliothek.
Ein Blick in den Alltag der Jajas
Unsere Nachbarin Jaja Margret hat nie eigene Kinder geboren und doch rund 50 Kinder großgezogen. Ein Partner ließ sie mit drei Jungen aus seiner früheren Ehe sitzen. Margret erhält heute finanzielle Unterstützung von den inzwischen erwachsenen Ziehsöhnen. Zusätzlich verdient sie etwas Geld durch den Anbau und Verkauf von Früchten. Mehrfach konnten wir spontan Kinder bei ihr unterbringen, die von Krankheit, Gewalt oder Obdachlosigkeit bedroht waren. Für die Kinder aus ärmsten Verhältnissen bezahlt unser Verein sowohl den Lebensunterhalt als auch die Schulbildung.
Die älteste Jaja in unserem Umfeld ist die 75jährige Donata. Auch sie erhält finanzielle Unterstützung von ihren erwachsenen Kindern und verdient gelegentlich Geld als Hebamme. Zeitweise beherbergt und verköstigt sie 15 bis 20 Personen in ihrem kleinen Haus. Da bleibt natürlich kein Geld übrig für die Schulbildung ihrer beiden Enkel, die von den Eltern bei ihr abgegeben wurden. Dank der finanziellen Unterstützung unseres Vereins besuchen die beiden Jungen aus zerrütteten Verhältnissen seit vielen Jahren die St. Moses Boarding School.
Jaja Christine hält ihre Familie durch den Verkauf von geräuchertem Fisch über Wasser. Trotz ihrer Armut nahm sie zusätzlich zu den fünf eigenen Kindern vier Halbwaisen aus der Verwandtschaft auf. Die finanzielle Förderung durch unseren Verein und Christines vorbildliches Verhalten haben bereits kleine Wunder bewirkt! Ihr Sohn Stefan ist inzwischen als diplomierter Sozialarbeiter bei unserem Verein angestellt, Tochter Barbara führt als Hotelfachfrau das Birungi Guesthouse. Zwei Ziehkinder, die vor Jahren abgemagert, verstört und ohne Schulbildung bei Christine abgegeben wurden, werden ebenfalls vom Verein gefördert und sind inzwischen in der Ausbildung im medizinischen Bereich.
Eine fröhliche Auszeit vom Oma Alltag
Mit den Geschichten und Leistungen der Jajas, könnten wir ganze Bücher füllen. Umso wichtiger ist es, sie wertzuschätzen! Gelegentliche Spenden wie eine Palette Eier oder ein Sack Kohle werden natürlich immer gerne angenommen. Viel mehr zählen jedoch Aufmerksamkeit, Anerkennung und ein regelmäßiger Austausch auf Augenhöhe.
Während ihres letzten Aufenthalts hat unsere Vereinsvorsitzende Anne Grothe wieder alle Jajas zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Besonders freuten sich die Omas über ein weiteres vertrautes Gesicht; nämlich dem von Annes Mann Christoph, der seinen Urlaub in Uganda verbrachte. In ihren besten Kleidern genossen die Jajas es, ausnahmsweise mal selbst verwöhnt zu werden – und am Ende wurde natürlich ausgelassen getanzt. Ihre Freude war spürbar, ansteckend und bewegend!
Ein Hoch auf die Omas – für ihren Lebensmut, ihre Stärke und ihren unermüdlichen Einsatz! Wir freuen uns schon auf weitere bunte, ausgelassene und unbeschwerte Jaja Feste!

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