Ein großes Aufatmen ging im Januar 2022 durch Uganda: Nach rund zwei Jahren Corona Lockdown durften die Schulen wieder öffnen. Auch wir haben aufgeatmet, denn die von uns unterstützten Kinder brauchten dringend Normalität, Struktur und Perspektiven. Mit Freude und Stolz konnten wir im Februar berichten, dass tatsächlich alle Kinder in die Schule zurückgekehrt sind.

Uganda teilt das Schuljahr in drei Abschnitte (Terms), von denen der erste inzwischen abgeschlossen ist. Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz! Bei Veränderungen oder Neuanfängen folgt der Phase der Euphorie oft eine Phase der Ernüchterung. Das haben auch die größeren Kindern erlebt, denn ihre Lehrerinnen und Lehrer wollten zunächst den Stoff der beiden Lockdown Jahre als „erledigt“ betrachten und mit dem neuen Stoff fortfahren. Nicht nur unsere Kinder haben sich dagegen aufgelehnt und nun werden alter und neuer Stoff so gut es geht parallel unterrichtet.

Das Herantasten von Lehrern und Schülern an diese ungewöhnliche Situation war und ist eine große Herausforderung. Unser Verein hat während des Lockdowns so viel Unterstützung wie eben möglich organisiert und finanziert und die Kinder strengen sich unglaublich an, um Versäumtes nachzuholen. Dennoch sind insbesondere die bislang guten Schülerinnen und Schüler aktuell eher ernüchtert und frustriert über ihre schlechteren Noten. Da braucht es immer wieder tröstende Worte und Ermutigung!

Während die meisten Schülerinnen und Schüler ihre rauchenden Köpfe nun in den Ferien abkühlen dürfen, sind unsere Absolventen weiter gefordert. Zwei Kinder bereiten sich intensiv auf ihre Abschlussarbeiten für P7 vor (Abschluss der Grundschule nach 7 Jahren). Ein Schüler lernt für den Abschluss Senior 4, der dem deutschen Realschulabschluss entspricht. Gemeinsam mit dem Karriereberater der Holy Cross School besprechen wir aktuell, welche berufliche Orientierung nach dem Abschluss sinnvoll ist.

Dramatischer als bei den größeren Kindern sah die Entwicklung bzw. der Rückschritt bei den Kindergartenkindern und jüngeren Schulkindern aus. Viele Lerninhalte hatten die Kleinen zu Beginn der Corona-Pandemie einfach noch nicht tief genug verinnerlicht und so aufgrund der eingeschränkten Übungsmöglichkeiten wieder verlernt. Insbesondere der Rückschritt beim Lesen besorgniserregend. Schnelles Handeln war dringend erforderlich!

 

Dank der finanziellen Unterstützung ihrer Sponsorinnen und Sponsoren, konnten wir kurzfristig für 22 Kindergarten- und Grundschulkinder einen zweiwöchigen „Holiday Club“ ins Leben rufen. Lesen, Lesen und nochmal Lesen stand für jedes Kind täglich auf dem Plan! Zur Förderung der motorischen Fähigkeiten, der Kreativität und des Sozialverhaltens kamen auch Artwork und freies Spiel in den Räumlichkeiten des Birungi-Kindergartens nicht zu kurz. So haben wir die lange Ferienzeit abgekürzt und zumindest teilweise zur Verbesserung und Stabilisierung der Fähigkeiten für den zweiten Term genutzt.

Der erste Schulterm war sowohl für uns als auch für die Kinder und die Lehrer eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Da der momentane Leistungsabfall nicht nur die von uns gesponserten Schülerinnen und Schüler betrifft, bleiben wir weiterhin zuversichtlich. Nach und nach wird der Schulbetrieb zur Normalität zurückfinden und mit etwas Geduld und gezielter Unterstützung können die meisten Kinder ihre Leistungen sicherlich von Term zu Term verbessern.