Viele Zitate bedeutender Menschen ranken sich um das wichtige Thema Lesen! Aber nicht alle Kinder sind gleichermaßen talentiert und engagiert. So haben wir auch einige „Lesesorgenkinder“ in unseren Reihen. Dennoch konnten wir kürzlich mit vereinten Kräften großartige Fortschritte erzielen – und das sogar mit Unterstützung eines Kleinkindes!

Eine Bibliothek geht auf Reisen

Um die Leselust zu fördern, haben wir schon immer eine kleine Auswahl an Kinderbüchern bereitgestellt und organisieren in den Ferien regelmäßig Leseclubs für Kinder verschiedener Altersgruppen. Dank eines Zufalls konnten wir inzwischen eine ansehnliche Bibliothek aufbauen. Nachdem ein Vereinsmitglied ihre Englischlehrerin nach einer Bezugsquelle für englischsprachige Kinderbücher gefragt hatte, wurde sie in der nächsten Unterrichtstunde mit riesigen Tragetaschen überrascht: gefüllt mit Comics und fast neuwertigen Büchern. Der Nachwuchs der Lehrerin war dem Kindesalter entwachsen und sie war froh, die Bücher nun auf sinnvolle Art abgeben zu können. A perfect match!

Jetzt mussten die Schätze nur noch per „Gäste-Cargo“ nach Uganda gebracht werden; unser kostenneutraler Transportweg für Sachspenden. Viele Besucher*innen unseres Projektes buchen Turkish Airlines Flüge, wo 2x 23 Kilo Gepäck pro Person erlaubt sind. So reisen fast alle Gäste mit zwei großen Koffern an, von denen mindestens einer komplett mit Sachspenden gefüllt ist. Der Besuch einer Familie mit insgesamt 138 Kilo Freigepäck war eine perfekte Möglichkeit für den Transport der umfangreichen und entsprechend schweren Bücherspende.

Gezielte Nachhilfe im Ferien-Leseclub

Leider führt die Verfügbarkeit von Büchern nicht automatisch zu deren intensiven Nutzung. So musste unsere Vereinsvorsitzende Anne Grothe feststellen, dass sich bei drei Jungen beängstigende Lesedefizite eingeschlichen hatten. Schnelles Handeln war erforderlich, um die Kinder in der Ferienzeit gut auf den nächsten Schul-Term vorzubereiten. Kurzer Hand wurde ein spezieller Ferien-Leseclub für die drei Jungen ins Leben gerufen.

Den Nachhilfeunterricht übernahm Teacher Shamim, eine engagierte Angestellte unseres Partnerunternehmens dem Birungi Kindergarten. Auch zwei ältere Jungen, die mit den „Lese-Sorgenkindern“ in einer Wohngruppe aufwachsen, boten sich als Nachhilfelehrer an. Ihr erfreulicher Einsatz wurde mit einem kleinen Taschengeld belohnt. Dank der großen Auswahl spannender Lektüre und mit vereinten Kräften konnten täglich Leseübungen stattfinden und schon bald gute Fortschritte vermeldet werden.

 

Vorlesen für „Baby Edda“

Inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt, wollte Anne Grothe sich gerne ein Bild von den Fortschritten machen. Das war nun natürlich nur per Video Call möglich, was einige Zweifel aufwarf: Würde das Vorlesen per Videokonferenz nicht eine zu hohe Drucksituation erzeugen? Würden sich die Jungen vielleicht bedrängt, kontrolliert oder gar vorgeführt fühlen? Und, würden sie dadurch eventuell sogar ganz die Lust am Lesen verlieren?

Hilfe bei der Entspannung der Situation kam von unerwarteter Seite – nämlich in Persönchen von Annes Enkelin Edda. In Uganda wachsen viele Kinder verschiedener Altersstufen gemeinsam auf. Die älteren Kinder gehen in der Regel freundlich und fürsorglich mit den Kleinen um. Deshalb wurde Edda kurzer Hand als „Zuhörerin“ für die Lesecalls engagiert und von den Jungen mit großem „Hallo“ begrüßt. Die freudige Aufregung darüber, auf diesem Weg die Enkelin von Jaja (Oma) Anne kennenzulernen, ließ sie jede Scheu vergessen. Das Vorlesen klappte in entspannter Stimmung ganz hervorragend und die erzielten Fortschritte waren tatsächlich äußerst erfreulich!

Aber nicht nur die Freude über den Erfolg des Leseclubs war groß. Es war einmal mehr beglückend und motivierend zu sehen, dass der Verein als ein perfektes kleines Ökosystem funktioniert: Von der Bereitstellung der Bibliothek, über die Nachhilfestunden bis zur Erfolgskontrolle haben viele Unterstützer zum Erfolg beigetragen; und zwar generations- und kontinentübergreifend. Und für den jüngsten „Vereinsnachwuchs“ Edda war es vielleicht einer der ersten Schritte auf dem Weg zu Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen verschiedener Kulturen und Ethnien.