Wie in vielen anderen Ländern ohne ein umfassendes Sozialsystem, ist auch in Uganda das Überleben im Krankheitsfall oft eine Frage der Zahlungsfähigkeit. Schon mehrfach konnten wir durch schnelle Bereitstellung von Spenden für medizinische Behandlungen Schlimmes verhindern. So dramatisch wie im Fall unserer langjährigen Mitarbeiterin war es allerdings noch nie!
Vor rund sieben Jahren wurde eine junge Frau als Haushaltshilfe für die Versorgung der zehn „Yamba Jungs“ eingestellt, die aus schlimmsten Verhältnissen aus einem nahegelegenen Slum zu uns kamen. Trotz geringer Schulbildung, fiel die neue Vereinsangestellte positiv durch ihre Konzentrationsfähigkeit und Lernbereitschaft auf. Schnell entwickelte sie sich von einer Putz- und Küchenhilfe zur verantwortungsvollen Ziehmutter. Seit einigen Jahren lebt sie nun mit ihrem Lebensgefährten, drei eigenen Kindern und den Yamba Jungen wie eine Großfamilie in sicheren und gesunden Verhältnissen in einem Häuschen auf dem Gelände des privaten St. Moses Internats.
Hohe Müttersterblichkeit – Das stille Desaster des afrikanischen Kontinents
Als die Siebenzwanzigjährige die Geburt ihres vierten Kindes erwartete, wurde schnell klar, dass ein Kaiserschnitt erforderlich sein würde. Für viele Frauen in Uganda kommt das einem Todesurteil gleich. Können sie die finanziellen Mittel für den Kaiserschnitt nicht vorab aufbringen, wird dieser verweigert. Gelingt die kostengünstigere natürliche Geburt nicht, stirbt die Gebärende und oft auch ihr Kind. Die hohe Müttersterblichkeit eine Tragödie für die Familien und ein Desaster für den afrikanischen Kontinent. Hier sind es oft die Frauen, die unter schwierigsten Bedingungen für den Unterhalt der Familien sorgen und positive Entwicklungen vorantreiben.
Unsere Angestellte konnte ihrem Kaiserschnitt ruhig entgegensehen. Eine Spendergruppe hatte den Eingriff bereits im Vorfeld finanziell abgesichert und so lief im Krankenhaus alles reibungslos. Nach der Geburt war sie wohlauf und sowohl ihre eigene Familie als auch die Yamba Jungs freuten sich darauf, das neue Baby in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.
„Wir bringen eine sterbende Frau“
Wider Erwarten fühlte die junge Mutter sich nach dem komplikationslosen Kaiserschnitt immer schwächer. Aus Angst erneut Kosten zu verursachen, hielt sie ihr Befinden zunächst geheim. Irgendwann ließen sich die Beschwerden aber nicht mehr verbergen und sie wurde in einem sehr kritischen Zustand in ein Community Hospital gebracht. Es waren schockierende Fotos und Informationen, die die ugandischen Mitarbeiterinnen nach Deutschland übermittelten. Umgehend kontaktierte der Vereinsvorstand das Nile International Hospital (NIH), in dem schon einige unserer medizinische Notfälle behandelt wurden. Allerdings war bislang keiner so dramatisch wie dieser!
“Wir bringen euch eine sterbende Frau“, teilte das Community Hospital den Verantwortlichen im NIH mit. Natürlich wurde unsere Angestellte nur deshalb dort aufgenommen, weil der Verein bereits eine Bestätigung der Kostenübernahme hinterlegt hatte. Dank der professionellen Diagnose und Behandlung hat sie ihre schwere Lungenentzündung überlebt! Gesund, aber sichtlich geschwächt, wurde sie schließlich nach Hause entlassen, wo zwei Mitarbeiterinnen unseres Partnerunternehmens Birungi sie liebevoll pflegten und die Versorgung der Großfamilie übernahmen. So konnte sich die 27jährige in Ruhe erholen, aber dennoch war es war ein weiter Weg zurück in den Alltag!
Inzwischen ist die junge Frau weitgehend genesen, ihr Baby gesund und wir sind unendlich dankbar, dass wir durch die verfügbaren freien Spenden in der Lage waren, umgehend auf diese dramatische Situation zu reagieren. Hätte unser Verein zunächst eine gesonderte Spendenaktion aufsetzen müssen, wäre jeder Rettungsversuch zu spät gekommen. Danke an alle, die es uns ermöglicht haben, insgesamt 14 Kindern ihre Mutter bzw. Pflegemutter und unserem Team eine wundervolle Kollegin zu erhalten!
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