Kinder brauchen Beständigkeit für eine gesunde Entwicklung! Leider gehört Beständigkeit aber nicht zur Lebensrealität vieler ugandischer Familien. Väter, die vor ihrer Verantwortung davonlaufen, Armut, chronische und akute Krankheiten und auch Alkoholprobleme sorgen dafür, dass Kinder abgeschoben und oft jahrelang als „unwillkommene Gäste“ in der Verwandtschaft oder Nachbarschaft herum gereicht werden. Als Verein unterstützen wir die Entwicklung und Bildung von bedürftigen Kindern. Die Grundvoraussetzung ist aber eine sichere, gewaltfreie Unterbringung – und sei sie auch noch so ärmlich.

Oftmals helfen wir zunächst dabei, ein beständiges Zuhause zu schaffen, wenn es den Eltern oder alleinerziehenden Müttern nicht möglich ist. Ist der passende Ort z.B. bei einer verlässlichen Tante oder einer älteren Dame aus der Nachbarschaft gefunden, sagen wir Unterstützung für die Ausbildung und den Lebensunterhalt des Kindes zu. Dennoch stellen sich immer wieder Situationen ein, mit denen wir nicht rechnen konnten. Insbesondere zu Beginn der Ferien, wenn die Kinder aus den Internaten in ihr zu Hause zurückkehren, werden wir immer wieder von Veränderungen überrascht und müssen schnell Lösungen finden.

Plötzlich wieder unerwünscht

Bei einem der größeren Jungen, der sich früher durch seine scheue Zurückhaltung auszeichnete, prallten die Langeweile im zweijährigen Corona-Lockdown und die Pubertät unglücklich aufeinander. Die Zurückhaltung wich jugendlichem Draufgängertum. Für seine Tante, bei der er bisher die Ferien verbrachte, verursachte er einigen Ärger und auch finanziellen Schaden. Der Junge war daher nicht mehr willkommen. Ein vierzehnjähriges Mädchen, lebte bislang bei ihrem 10 Jahre älteren Bruder. Die eigene Mutter hatte das Kind abgeschoben, weil ihr neuer Mann es so wollte. Als der Bruder selbst eine Familie gründete, war die Schwester in der Einzimmerwohnung nicht mehr erwünscht. Die Ehefrau suchte und fand Anlässe, das bereits verstörte Mädchen vor die Tür zu setzen.

Auch nach intensiven Gesprächen waren die Tante bzw. Bruder nicht bereit, die Teenager in der Ferienzeit wieder bei sich aufzunehmen. Typischerweise wären die beide Jugendlichen nun wochenlang hin- und hergeschoben worden, ohne irgendwo willkommen zu sein. Oft droht auch die „Abschiebung“ zu entfernten Verwandten auf dem Land, wo die Kinder keine Bezugspersonen haben, häufig als unbezahlte Arbeitskräfte ausgebeutet werden und niemand sie vor Nachstellungen oder gar Gewalt schützt. Wir mussten also schnell handeln, um einen durchgängigen Aufenthaltsort für die lange Ferienzeit zu finden und zwar möglichst bei Menschen, die sie schon kannten und denen wir vertrauen. Eine große Herausforderung – zumal die Zeit drängte!

Sicherheit und Geborgenheit in unserer Gemeinschaft

Für die Unterbringung des Jungen konnten wir schließlich auf die verlässlichen Angestellten des Birungi Projektes zählen. Hier arbeiten Koch Stevie und drei junge Männer, die für Sicherheit von Haus und Grundstück sorgen. Sie erklärten sich bereit, den Teenager unter ihre Fittiche zu nehmen. Das bedeutete für den Jungen zwar auch die Übernahme einiger Pflichten, zum Beispiel bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Dafür kamen aber Spaß und Geselligkeit nicht zu kurz – zumal die Mitarbeiter und der Junge sich seit Jahren durch regelmäßige Spiel- und Basteltreffen auf dem Birungi-Gelände kannten. So konnte der Teenager in vertrauter Umgebung in den Erwachsenenalltag hineinschnuppern, sich als willkommenes Mitglied des netten Teams fühlen und in der Freizeit seine Freunde im Ort sehen.

Auch für das abgeschobene Mädchen fanden wir eine pragmatische Lösung. Unsere ugandische Mitarbeiterin Helen trägt mit Mitte 20 bereits Verantwortung für ihre vierjährige Tochter und hat ihre verwaisten Neffen (11 und 13 Jahre) und deren Schwester (20) bei sich aufgenommen. Dennoch war sie bereit, dem Mädchen in den Ferien einen Platz in der netten Gemeinschaft zu bieten – Zugriff auf Spiele und unsere kleine Vereinsbibliothek inklusive. Für die Zukunft konnten wir inzwischen den Aufenthalt bei einer vertrauenswürdigen Tante in der Nähe vereinbaren.

Das Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl der herumgeschupsten Jugendlichen versuchen wir durch die Übertragung kleiner Aufgaben zu stärken. So unterstützen sie z.B.  den Birungi Holiday Club, ein zweiwöchiges Lern- und Entwicklungsprogramm für die jüngeren Kinde zur Überbrückung der langen Ferienphase.

Unsere kurzfristig organisierten „Ferien-Wohngemeinschaften“ haben reibungslos geklappt und wir sind unendlich froh, dass wir schnell gute Lösungen finden konnten, statt den geschundenen Kinderseelen weitere Verletzungen zuzufügen. Auch in schwierigen Zeiten können wir es mit guten Ideen, Flexibilität und gutem Willen schaffen, dass aus unseren unterstützten Kindern lebensfrohe und gut ausgebildete junge Erwachsene werden!