In den zehn Jahren unserer Vereinstätigkeit sind aus teilweise kränklichen Kleinkindern lebhafte Schulkinder, aus schüchternen Grundschulkindern selbstbewusste Jugendliche und aus älteren Schülerinnen und Schülern Berufsanfänger geworden. Aber es sind nicht nur die schulischen Fortschritte und Abschlüsse, die zählen, sondern auch die persönliche Entwicklung.

Durch die regelmäßige Präsenz vor Ort lernen wir alle Kinder gut kennen. So können wir sie in ihrer persönlichen Entwicklung begleiten und fördern, damit sie selbstsichere und verantwortungsbewusste Erwachsene werden. Die intensiven Einzelgespräche im letzten Schulhalbjahr haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, denn etliche der geförderten Kinder haben in ihren Schulen bereits verantwortungsvolle Positionen übernommen.

Von klein auf verantwortungsbewusst: Little Leaders in der Primary School

In ugandischen Schulen und Internaten gelten strenge Regeln; aus europäischer Sicht sogar fast zu streng. Aber die enormen Klassengrößen und die oft beengten Schlafsäle für mehr als 30 Kinder erfordern Vorschriften und disziplinarische Maßnahmen, die uns fremd erscheinen. Während in deutschen Schulen Klassen- und Schulsprecher für die Rechte und Interessen der Schüler eintreten, unterstützen in Uganda „Prefects“ und „Head Prefects“ aus den Reihen der SchülerInnen die Lehrerkräfte und die Schulleitung beim Durchsetzen der Regeln. So auch in der St. Moses Primary School, die viele der geförderten Kinder als externe SchülerInnen oder als InternatsschülerInnen besuchen.

Bereits vor einigen Jahren wurde Lawrence, ein eher ruhiger Junge aus den Vereins-Reihen als „Head Prefect“ im St. Moses gewählt. In dieser Rolle war er Ansprechpartner für die „Prefects“ der einzelnen Klassen und letztlich verantwortlich für alle SchülerInnen. Ihm folgte die zielstrebige Joan, die bereits seit vielen Jahren vom Verein unterstützt wird. Nach Joans Wechsel zur Secondary School (weiterführende Schule), war es mit der aufgeweckten Maria wieder ein Mädchen aus der „Odissa Family“, die im letzten Schuljahr die verantwortungsvolle Position des „Head Prefect“ übernahm.

Selbstbewusst und zukunftsorientiert: Junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenenleben

Joans Führungsqualitäten blieben auch in der Secondary School „Holy Cross“ nicht unentdeckt. Schnell wurde sie in ihrer neuen Klasse zum „Discipline Keeper“ gewählt und ist somit dafür verantwortlich, dass sich ihre MitschülerInnen in der Klasse angemessen verhalten. Dabei hat sie keine Angst, sich durch diese Position unbeliebt zu machen. „Ich bin ein freundlicher Discipline Keeper und selbst sehr diszipliniert,“ sagt sie,“ auch wenn die anderen es nicht immer gerne mögen, dass ich sie auf Fehlverhalten hinweise, habe ich hier schnell Freunde gewonnen und die Klasse nennt mich liebevoll Dissy.“ Joan betrachtet diese Ämter auch als eine gute Vorbereitung auf ihren Traumberuf „Anwältin“. Der Umgang mit Herausforderungen und Konflikten hat ihr schon immer Spaß gemacht. Wenn sie in der neuen Schule bekannter ist, möchte sie für ein höheres Amt mit Verantwortung für die ganze Schülerschaft kandidieren.

Ein solches Amt hat Samuel bereits im letzten Schuljahr in der Holy Cross Schule übernommen. Auch er gehört zu den Kindern, die der Verein schon lange finanziell fördert und persönlich begleitet. Obwohl Samuel an der Holy Cross erst den Jahrgang Senior 3 besuchte und es somit drei Jahrgänge mit älteren Jugendlichen gab, übernahm er die Rolle des „Minister of Discipline“ und war somit in problematischen Situationen Ansprechpartner für alle „Discipline Keeper“ der einzelnen Jahrgänge  und letztlich insgesamt verantwortlich für das angemessene Verhalten in den Klassen.

Auch in der Berufsausbildung stellten wir erfreut fest, dass ein junger Mann aus unseren Reihen schnell auf sich aufmerksam gemacht und Verantwortung übernommen hat. John absolviert mit Unterstützung des Vereins eine anspruchsvolle Ausbildung als Tour Guide an einem renommierten Institut. Von seinen Lehrern und den 17 Mitstudierenden ist er sehr angetan und offensichtlich beruht das auf Gegenseitigkeit, denn John ist aktuell sowohl Sprecher seiner Klasse, als auch seines Schlafsaals, in dem acht junge Männer untergebracht sind.

Die Gespräche mit diesen ambitionierten und verantwortungsbereiten jungen Menschen haben uns das Gefühl gegeben, dass unser ganzheitlicher Förderungsansatz aufgeht. Es ist sehr beglückend zu sehen, wie aus ursprünglich nahezu chancenlosen Kindern junge Leute werden – mit guten Aussichten für ihre berufliche Zukunft und mit dem Potential, andere (junge) Menschen zu ermutigen und inspirieren!